Kein Aufatmen in unseren Wäldern

Forstexperten warnen vor weiteren katastrophalen Waldschäden durch Borkenkäfer

Der heutige „Tag von Sachsenforst“ steht im Zeichen eines seiner derzeit ärgsten Feinde: dem Borkenkäfer. In diesen Tagen beginnen Milliarden Borkenkäfer in den sächsischen Wäldern nach der Winterruhe auszuschwärmen. Die Situation ist in diesem Jahr besonders brisant, weil sich die Käfer im vergangenen Jahr unter idealen Bedingungen massenhaft vermehren und in großer Anzahl überwintern konnten. „Wir haben in Sachsen durch die dichte Folge von Witterungsextremen wie Sturm, Trockenheit und Nassschnee seit Ende des Jahres 2017 die schlimmsten Waldschäden seit der politischen Wende zu verzeichnen“, sagte Staatssekretär Dr. Frank Pfeil im Rahmen des heutigen Fachkolloqiums des Staatsbetriebes Sachsenforst in Pillnitz. „Die Waldbesitzer und Förster haben in den vergangenen Monaten alle Anstrengungen unternommen, um den Borkenkäfern ihre Brutmöglichkeiten zu nehmen, aber die Gefahr einer erneuten Massenvermehrung ist keinesfalls gebannt.“

Trotz der enormen Leistungen, die bereits zur Beräumung der Wälder unternommen wurden, konnte noch nicht das gesamte Wurf- und Bruchholz des letzten Jahres aus den Wäldern gebracht werden. Zusätzlich sind durch den Schneebruch und die Sturmtiefs dieses Jahres weitere über 700 000 Kubikmeter Schadholz entstanden. Zumindest die Waldbestände sind durch die Winterniederschläge widerstandsfähiger als noch im vergangenen Sommer. Dennoch werden sich die Waldschäden aus dem Vorjahr in diesem Jahr fortsetzen. Das Ausmaß der Borkenkäferschäden ist dabei vor allem von der Witterung abhängig: Sind Frühjahr und Sommer eher nass und kalt, dann wird die Entwicklung der Käfer entscheidend behindert und die Abwehrkräfte der Waldbäume werden gestärkt. Eine weitere Dürreperiode wie im Vorjahr mit langanhaltend hohen Temperaturen könnte jedoch Borkenkäferschäden in bislang ungeahntem Maß nach sich ziehen. Um diese katastrophalen Folgen zu verhindern, müssen frisch befallene Bäume durch regelmäßige Kontrollen schnell erfasst, umgehend eingeschlagen und aus dem Wald entfernt werden.

Der Borkenkäferbefall verursacht neben erheblichen wirtschaftlichen Schäden der Waldbesitzer auch Verluste für unsere Umwelt. So gefährdet ein flächiger Befall lebenswichtige Waldfunktionen. „Durch den Verlust ganzer Waldbestände verlieren gefährdete Arten ihren Lebensraum, gehen Kohlenstoffsenken verloren und können Starkniederschläge nicht mehr abgemildert werden“, sagte Staatssekretär Dr. Pfeil. Der Freistaat Sachsen hat zur Bewältigung der enormen Herausforderungen für den Wald und die Forstwirtschaft verschiedene Initiativen ergriffen. Neben der Einrichtung eines regionalen Krisenmanagements in enger Zusammenarbeit aller forstlichen Akteure wurde ein zentraler Krisenstab beim Staatsbetrieb Sachsenforst aus Vertretern der Forstverwaltungen, forstlicher Verbände, Vereine und Zusammenschlüsse gebildet sowie Arbeitsgruppen in vielen betroffenen Landkreisen. „Der Borkenkäfer kennt keine Eigentums- oder Verwaltungsgrenzen. Nur durch die Zusammenarbeit aller forstlichen Akteure kann das Schadausmaß begrenzt werden“, sagte der Staatssekretär. Gemeinsam werden regional angepasste Lösungsmöglichkeiten gesucht, die eine Erfassung von Schäden und die anschließende Sanierung effektiv ermöglichen. Daneben wurden zur Unterstützung der vielen betroffenen privaten und körperschaftlichen Waldbesitzer die Angebote des Sachsenforstes zur Beratung und Fortbildung ausgeweitet. Die Fördermittel für die notwendige Wiederbewaldung der vielen Schadflächen wurden aufgestockt, sowie eine Förderung von Waldschutzmaßnahmen, wie die Borkenkäferüberwachung und -bekämpfung, die notwendige Holzabfuhr aus dem Wald und die Anlage beziehungsweise der Betrieb von Holzlagerplätzen ermöglicht.

„Zusätzlich zu diesen ad hoc-Aktivitäten müssen wir den bereits begonnenen Waldumbau in stabile, arten- und strukturreiche, leistungsfähige Mischwälder forcieren. So können wir unsere Wälder gegen den Klimawandel wappnen und widerstandsfähiger gegen mehr und stärkere Stürme, größere Hitzephasen und längere Trockenperioden machen“, sagte Staatssekretär Dr. Pfeil. „Wir haben ein gemeinsames Ziel: Unsere Nachfahren sollen genau wie wir einen schönen, vielfältigen und gesunden Wald erleben und nutzen dürfen. Dafür müssen wir all unser Wissen verwenden und in unserem Engagement nicht nachlassen.“

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